Gründe für die "Smartphonefreie Schule"
Vandalismusschäden durch TikTok-Challenges, Cybermobbing aufgrund illegal im Unterricht geschossener Fotos, heimliche Videos auf Schultoiletten und deren Verbreitung mitsamt ressourcenintensiven Disziplinarkonferenzen, die „FOMO“ (fear of missing out) von Lernenden, Nachrichten bei Snapchat oder Whatsapp zu verpassen, während sie im Unterricht sitzen. Hinzu kommt die Ablenkung durch mobile Games, die nicht nur die Konzentration im Unterricht stören, sondern auch zu exzessivem Spielverhalten und sozialem Rückzug führen können - dies sind nur zahlreiche Beispiele, weshalb in jüngster Vergangenheit intensiv darüber gesprochen wurde, die Nutzung digitaler Endgeräte in Schulen neu zu diskutieren. Diese Aussagen sollen im Folgenden weiterhin durch Studien belegt und erörtert werden.
Gefahr der Mediensucht und Verharmlosung der Smartphonenutzung
Die DAK hat in Zusammenarbeit mit dem Hamburger UKE 2024 ihre Mediensucht-Studie erneut veröffentlicht. Das Fazit ist:
- Problematische Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen als anhaltende Herausforderung: Trotz einiger positiver Entwicklungen bleiben die Prävalenzen problematischer Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen hoch, sodass weiterhin Bedarf an gezielten Interventionen zur Förderung eines gesunden und verantwortungsvollen Medienkonsums besteht.
- Aufstrebende Problematik bei Video-Streaming: Der deutliche Anstieg des pathologischen Streamings signalisiert ein aufkommendes Problemfeld, das besondere Aufmerksamkeit und gezielte Maßnahmen erfordert.
- Digitale Ablenkung vs. echte Verbindung: Die hohe Prävalenz des Phubbings und dessen negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen unterstreichen die Notwendigkeit, den bewussten und rücksichtsvollen Umgang mit Smartphones in sozialen Interaktionen zu fördern.
- Diskrepanz zwischen elterlicher Wahrnehmung und Handeln: Obwohl Eltern die Risiken digitaler Medien erkennen, zeigt sich eine Lücke im medienschutzbezogenen Handeln, insbesondere bei der proaktiven Informationsbeschaffung über Online-Risiken. Dies impliziert einen Bedarf an gezielter Elternbildung und Unterstützung.
Zur Studie: DAK Mediensucht-Studie 2024: Problematische Mediennutzung bei Kindern und Jugendlich
Leistungsteigerung durch Smartphoneabstinenz
Studien wie die der London School of Economics zeigen schon lange, dass Schulen, die Smartphones verbannen, signifikante Leistungssteigerungen bei den Schülern verzeichnen. In dieser Untersuchung wurde festgestellt, dass Schüler, die ohne Smartphone lernen, nicht nur bessere Noten erzielen, sondern auch eine erhöhte Beteiligung im Unterricht zeigen. Die Forscher fanden heraus, dass die Abwesenheit von Ablenkungen durch Mobiltelefone zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit Lerninhalten führt, was sich positiv auf das Lernen und das soziale Miteinander auswirkt.
Die Studie von Sara Abrahamsson (Norwegian School of Economics) zeigt, dass Smartphone-Verbote in Schulen signifikante Verbesserungen in den akademischen Leistungen der Schüler bewirken. Schüler, die in einer smartphonefreien Umgebung lernen, erzielen bessere Noten und zeigen weniger Ablenkung. Die Studie dokumentiert auch eine positive Auswirkung auf die psychische Gesundheit, mit weniger Stress und Anzeichen von Angst. Darüber hinaus wird berichtet, dass das soziale Verhalten verbessert wird, da Mobbing und Konflikte abnehmen. Diese Ergebnisse unterstreichen die Vorteile eines reduzierten Smartphone-Einsatzes im Bildungsbereich.
Zur Studie: ABRAHAMSSON (2024) Smartphone Bans, Student Outcomes and Mental Health
Allein die Anwesenheit eines Smartphones verringert die Aufmerksamkeitsleistung
Teilnehmer einer Studie im Alter von 20 bis 34 Jahren führten einen Konzentrations- und Aufmerksamkeitstest in Gegenwart und Abwesenheit eines Smartphones durch. Die Ergebnisse des durchgeführten Experiments deuten darauf hin, dass die bloße Anwesenheit eines Smartphones zu einer geringeren kognitiven Leistung führt, was die Hypothese stützt, dass die Anwesenheit des Smartphones begrenzte kognitive Ressourcen nutzt.
Zur Studie: The mere presence of a smartphone reduces basal attentional performance
Im Jahr 2017 kam die „Brain Drain“-Studie zu dem bestätigendem Ergebnis, dass die bloße Anwesenheit eines Smartphones ablenken und kognitive Ressourcen beanspruchen kann.
Zur Studie: Brain Drain 2017
Mehr soziale Interaktion
Der UNESCO-Bericht , bekannt als der Global Education Monitoring Report, empfiehlt ebenfalls eine Regulierung von Smartphones in Schulen. Er hebt hervor, dass ein solches Verbot nicht nur die Konzentration der Schüler verbessert, sondern auch ihre sozialen Interaktionen fördert, indem es Ablenkungen minimiert und das Mobbing reduziert.
Zum UNESCO- Bericht: Global Education Monitoring Report 2023
Ergebnisse der Pisa Studie 2024
35 Prozent der Schülerinnen und Schüler nutzen ihr Handy bis zu einer Stunde täglich für private Zwecke in der Schule, 12 Prozent verbringen täglich ein bis zwei Stunden in der Schule am Handy, 14 Prozent nutzen es mehr als zwei Stunden täglich. Das ist sehr viel verlorene Lernzeit!
Jeder vierte Jugendliche gibt an, die Handy-Benachrichtigungen während des Unterrichts nie oder fast nie auszuschalten. Allerdings gibt jeder Zweite an, die Benachrichtigungen im Unterricht immer auszuschalten – sie schneiden im Schnitt um 19 PISA-Punkte besser als der Durchschnitt ab, was in etwa dem Lernfortschritt eines halben Schuljahres entspricht.
Etwa jeder Vierte gibt an, Druck zu verspüren, während des Unterrichts auf Nachrichten zu antworten. Ähnlich viele geben an, sich durch Mitschülerinnen und Mitschüler, die digitale Geräte nutzen, abgelenkt zu fühlen.
Wie wirkt sich ein Handyverbot auf die Handynutzung aus? Mit anderen Worten: Werden Handyverbote tatsächlich durchgesetzt? Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass sich bei einem Verbot nur 17 Prozent der Jugendlichen daran halten und nie oder fast nie zum Handy greifen. Der klassische Ansatz: Handy ausgeschaltet im Rucksack ist nicht wirksam!
Zur Studie: Pisa Studie 2024 Handyverbot